Recompose
Latest News: insert Special Offer

Warum Liquid Notes for Live ein anderes Produkt als die Standardversion von Liquid Notes ist

Einige von euch haben uns gefragt, ob wir Liquid Notes so designen könnten, dass es Sequenzer als Plug-In über die Protokolle VST, AU oder AAX ansteuert. Leider würde sich das als sehr schwierig erweisen. Andere wollten wissen, warum wir Liquid Notes for Live nicht vollkommen in die Standardversion integriert haben.

Dieser Artikel soll dabei helfen, Licht in unseren Entscheidungsprozess zu bringen. Und er wird die Unterschiede zwischen beiden Version aufzeigen.


Herkömmliche Plug-In-Technologie für Mehrspur-MIDI-Applikationen?

Im Unterschied zu üblicher Manipulationssoftware für MIDI, die mit Sequenzern kommuniziert, ist Liquid Notes ein Mehrspur-MIDI-Gerät (Instrument). Für eine präzise Harmonieanalyse benötigt es Zugriff auf jede einzelne Note auf jeder Instrumentenspur eines Songs. Das bedeutet, es kann nur auf vollständige Arrangements angewendet werden.

Die Notendaten selbst sind in der DAW verankert, so wie interne Daten in jeder App. Momentan gibt es nur zwei Wege, um an Noten in einer DAW zu gelangen:

  1. MIDI-Import/-Export, der mit aufwändigen Routingeinstellungen verbunden ist. Wir haben dieses Verfahren für unsere Standardversion von Liquid Notes gewählt. Diese Version ist in der Lage, mit jeder DAW am Markt zu kommunizieren. Jede Instrumentenspur muss zwischen Liquid Notes und dem Host-Sequenzer geroutet werden. Dieser üblicherweise mühsame Prozess wird in Liquid Notes vollständig von einem Wizard begleitet, der das Routing bis zum äußerst möglichen Außmaß automatisiert. Was den technologischen Aspekt betrifft, kann es nicht mehr einfacher werden.

  2. VST-/AU-/AAX-Plug-Ins, die Noten erfassen, die über die Playback-Position hinausreichen. Das funktioniert allerdings nur für einzelne Tracks . Der Zugriff auf nur eine einzige Instrumentenspur bedeutet natürlich eine zu große Einschränkung. Applikationen für Multikanal-MIDI-Import/-Export würden je eine Instanz des Plug-Ins pro Instrumentenspur benötigen. Kontrolliert müsste das alles von einer Master-Instanz werden. Und so etwas würde die Routingeinstellungen sehr sehr komplex werden lassen. Außerdem können MIDI-Daten auch nur von der momentanen Playback-Position abgerufen werden. Falls man also am gesamten Song arbeiten wollte, müsste der zuerst vollständig aus der DAW heraus ins Plug-In überspielt werden. All das hätte für die Nutzer keine Vorteile.


Unser Ausweg aus dem Plug-In-Dilemma: Max for Live

Wir haben daher beschlossen, Ableton Live mit seinem Max for Live eine Chance zu geben. Vor dem Beginn des (eher aufwändigen) Designs und der Implementierung dieses Konzepts für Liquid Notes for Live haben wir noch gründlich mögliche Alternativen recherchiert. Unser Ziel war eine plug-in-artige Architektur für Liquid Notes, die folgendes bereitstellt:

  1. Eliminierung der umständlichen Schritte für MIDI-Import und -Export
  2. Zugriff auf Noten von mehreren Spuren (um harmonische Zusammenhänge festzustellen und zu beeinflussen etc.)
  3. Abfrage von Notendaten bei Bedarf (nicht nur pro Note während des Playbacks)

Max for Live war nicht auf solche Anforderungen zugeschnitten, wie wir vorerst angenommen hatten. Es war hauptsächlich für algorithmische Verarbeitungen innerhalb von Max gedacht, nicht als Schnittstelle für Anwendungen Dritter.

Über die Zeit hatte einer unserer Entwickler bereits eine ansehnliche Menge an Arbeit in die Erstellung eines Frameworks aus Elementen von Max for Live gesteckt, um diese Einschränkungen zu überwinden und die oben genannten Anforderungen zu erfüllen. Er hat dafür eine spezifische Möglichkeit einer Software-Schichtung für andere Zwecke genutzt. Dann musste er dieses Framework noch für die Arbeit an Liquid Notes for Live anpassen. Darauf aufbauend waren drei unserer Entwickler noch mehrere Monate mit der eigentlichen Integration zwischen Live und Liquid Notes for Live beschäftigt. Beispielsweise verarbeitet Liquid Notes for Live OSC Messages (Open Sound Control Protocol) anstatt MIDI Messages, die durch den IAC-Bus geschickt werden.

Das GUI sieht in beiden Applikationen ziemlich gleich aus. Aber unter der Haube findet sich ein völlig anderes Szenario. Aus technischer Sicht sollte es möglich sein, die zugrundeliegenden Kommunikationsstandards in ein Produkt zu kombinieren. Allerdings ist dies mit einem signifikanten Zusatzaufwand verbunden, und noch dazu teuer in der Wartung: Ein bereits relativ komplexes Produkt würde damit nur noch komplexer werden. Das würde die Fehlersuche erschweren und uns bei jeder Änderung an der Software dem Risiko aussetzen, Probleme in anderen Code-Teilen zu verursachen. Nachdem uns nur beschränkte Ressourcen zur Verfügung stehen, haben wir uns für eine vollkommen unterschiedliche Kommunikationsarchitektur in den Produkten entschieden. Folglich unterstützt Liquid Notes for Live ausschließlich Ableton Live und benötigt dafür Max for Live. Aus all diesen Gründen ist Liquid Notes for Live als eigenständiges Produkt zu betrachten.


Liquid Notes for Live im Vergleich zur Standardversion

Aus Sicht der Nutzer verbindet sich Liquid Notes Standard mit jedem Sequenzer (einschließlich Live), um die ursprünglichen Softwareinstrumente eines Arrangements anzusprechen. Aber es benötigt dafür ein Routing durch die Input- und Output-Kanäle für jede Spur des Arrangements, jeweils in Liquid Notes und im Sequenzer. Dafür benötigt man Routingeinstellungen, wofür wir einige Automatismen anbieten (wie den oben erwähnten Wizard). Von der DAW hin zu Liquid Notes braucht es einen MIDI-Import und -Export, um die Datenströme in beiden Applikationen anzugleichen. Das ermöglicht die freie Wahl aus allen am Markt verfügbaren Sequenzern.

Der Sequenzer und Liquid Notes lassen sich durch MIDI Clock Time perfekt synchronisieren. Weiters kann das Playback-Tempo der Songs verändert werden. Nach der harmonischen Veränderung lässt sich der Song wieder durch Recording oder Overdubbing in die DAW rückführen. Oder man erstellt eine MIDI-Export-Datei, die in die DAW importiert wird und dort überall auf der Zeitleiste platziert werden kann.

Liquid Notes for Live ermöglicht sehr einfaches Importieren von Clips in Ableton Live, die dann harmonisch verändert werden können. Die Arbeit damit entspricht nahezu jener mit einem Plug-In, das aus dem Sequenzer heraus funktioniert. Es kann sowohl Liquid Notes vom Sequenzer gesteuert werden als auch umgekehrt, abhängig davon, welche Daten man bearbeiten möchte. Spuren in Live, die nicht zu Liquid Notes transferiert wurden (z.B. Audio), lassen sich durch Playback über den Sequenzer hörbar machen. Um nur die transferierten Spuren zu hören, wählt man Playback über Liquid Notes. Das ist gegenüber der Standardversion von Liquid Notes ein großer Vorteil für den Fall, dass mit Ableton Live gearbeitet wird. Wenn der Song fertig bearbeitet ist, lässt sich dieselbe Rückführungsroutine anwenden wie oben beschrieben.


Vergleichstabelle zwischen Liquid Notes Standard und Liquid Notes for Live

Liquid Notes Standard Liquid Notes for Live
Harmonieanalyse
ja
ja
Reharmonisierung
ja
ja
Live-Modus
ja
ja
Import von MIDI-Dateien
ja
-
Export von MIDI-Dateien
ja
ja
Integrierte Synthesizer
ja
-
Standalone-Betrieb
ja
-
Synchronisation mit allen DAWs über MIDI Clock
ja
-
Sofortige Verbindung mit Ableton Live 9 (über Max for Live)
-
ja
Playback über IAC bus (alle DAWs)
ja
-
Veränderung des Playback- Tempos in Liquid Notes
ja
-
Vorarrangierte Templates
ja
-


Update: Korrektur der Aussage zur Möglichkeit, beide Schnittstellen der Standalone-Version und des MIDI-Effekts von Liquid Notes in ein Produkt zusammenzufassen.

blog comments powered by Disqus